Paradies­baum Erfurt

Mein Blatt · Unser Baum

Die Künstler Ruth Horam und Nihad Dabeet, Olivenbaum-Skulptur in Modi’in (Israel), 2017 (© Horam/Dabeet)

Ruth Horam

Ruth Horam wurde 1931 in Tel Aviv als Tochter einer alteingesessenen jüdischen Familie geboren. Sie wuchs im Jerusalemer Stadtteil Talbyie auf und studierte Malerei auf der Saint Martin’s School of Art in London. Sie lebte zusammen mit ihrem Mann, der als israelischer Diplomat tätig war, in der Schweiz, in Finnland und in Korea, wo sie vielfältige Techniken in Kalligraphie, Keramik und Druckgrafik erlernte. Ab 1993 arbeitete sie im Jerusalem Artists House und entwickelte dort eine spezielle Technik für Monotypien, bei der sie verschiedene Materialien wie Blätter, Zweige oder Stoffe für mehrlagige Druckvorgänge nutzte.

Im Jahr 2013 erhielt sie den Preis der Stadt Jerusalem für ihr Lebenswerk und arbeitete seit 2014 zusammen mit Nihad Dabeet an der Entwicklung von Skulpturen aus Moniereisen- und Kupfer­drähten. Zusammen mit Dabeet erschuf sie regelmäßig Skulpturen für das Midburn Festival in der Negev-Wüste. Ruth Horam litt seit vielen Jahren an einer degenerativen Augenkrankheit und setzte sich stark für die Förderung von Künstlerinnen und Künstlern mit Sehbehinderung ein.

Ruth Horam verstarb Anfang August mit 96 Jahren in Jerusalem.


Nihad Dabeet

Nihad Dabeet wurde 1968 als Sohn einer christlich-arabischen Familie in Ramle/ Israel geboren. Er besuchte als erster Araber die renommierte Thelma Yellin High School of the Arts in Givatayim/ Israel und erhielt ein Stipendium, um an der Akademie der Bildenden Künste in Sofia/ Bulgarien Bildhauerei zu studieren. Nach seinem Abschluss lebte er einige Jahre in Griechenland. Nach seiner Rückkehr konvertierte der erklärte Atheist in Israel zum Islam, um eine Muslima zu heiraten.

Er begann Skulpturen aus Eisendraht zu schaffen und entwickelte in Zusammen­arbeit mit der Künstlerin Ruth Horam die Skulptur Dream of an Olive Tree: bis heute hat das Künstlerduo Hunderte von Bäumen in verschiedenen Größen geschaffen – einige davon sind als große Aussenskulpturen im öffentlichen Raum in Israel zu bewundern. Nihad Dabeet lebt mit seiner Familie in einem historischen Haus aus der Templerzeit in Ramle, wo er auch sein Studio hat und regelmäßig Workshops zu künstlerischer Metall­verarbeitung unterrichtet.


Zitate


»Der Olivenbaum ist für mich ein Symbol für das Paradies. Ein Sehnsuchtsort, auf den sich alle Menschen verständigen können, egal was sie glauben. Ein Ort des Friedens, des konfliktfreien Miteinander. Der Beginn einer menschenfreundlichen Zukunft des Petersberges.«

Karl-Heinz Kindervater, Tourismusverein Erfurt

»Wenn ich am Olivenbaum arbeite, fühle ich mich wie ein Kind. Ich spiele mit den Zweigen, klettere in den Ästen umher, suche nach Vögeln und Nestern. Es macht mich glücklich.«

Nihad Dabeet, Künstler

»Was für eine grossartige Chance uns Erfurt gibt, die Welt mit unserem Baum ein Stückchen besser zu machen. Möge der Olivenbaum uns allen Frieden, Glück und Liebe bringen.«

Ruth Horam, Künstlerin

»Meine Mutter leidet an einer degenerativen Augenkrankheit. Aber mit ihren fast 90 Jahren ist sie dennoch voller Lebendigkeit. Kreativität verleiht meiner Mutter Flügel. Und die Zusammenarbeit dieses ungleichen Paares, Nihad und Ruth, hat für beide einen Traum wahr werden lassen.«

Rachel Horam, Tochter der Künstlerin Ruth Horam

»Bei einem Spaziergang in Jerusalem begegnete ich diesem Baum das erste mal. Er hat mich in seiner Klarheit und Symbolkraft begeistert und die Idee ist entstanden, einen ähnlichen Baum auch nach Deutschland zu bringen. Dass er nun auf dem Petersberg in Erfurt seine Wurzeln schlagen wird, ist ein grossartiger Erfolg!«

Alexandra Nocke, Kuratorin